Es gibt Musiker, deren Leben lauter schreit als ihre Songs. Kevin Russell gehört dazu. Einst gefeiert als charismatische Stimme der Böhsen Onkelz, dann stigmatisiert als Symbol für Exzess, Absturz und Schuld – heute steht er wieder auf der Bühne, älter, gebrochener, aber erstaunlich lebendig. In seiner rauen Stimme hallen Jahrzehnte von Schmerz, Reue und Befreiung nach.
Der Sänger, der einst mit Alkohol, Heroin und Geschwindigkeit sein Leben ruinierte, steht 2025 als ein Mann vor dem Publikum, der gelernt hat, was Demut bedeutet. Seine Geschichte ist keine Rock’n’Roll-Glorifizierung – sie ist ein Protokoll des Scheiterns und Überlebens.
Hier ist alles, was man über Kevin Russell, seinen Fall, seine Reue und seinen bemerkenswerten Weg zurück ins Leben wissen sollte.
Kurze Biografie auf einen Blick
| Fakten über Kevin Russell | Details |
|---|---|
| Vollständiger Name | Kevin Richard Russell |
| Geburtsdatum | 12. Januar 1964 |
| Geburtsort | Hamburg-Rahlstedt, Deutschland |
| Nationalität | Britisch (kein deutscher Pass) |
| Beruf | Sänger, Tätowierer, Autor |
| Bekannt für | Frontmann der Böhsen Onkelz |
| Bandgründung | 1980, Frankfurt am Main |
| Nebenprojekt | Veritas Maximus (2012–2014) |
| Ehepartnerin | Simone Russell (geschieden 2023) |
| Kinder | Ein Sohn (geb. 2000) |
| Krankheiten | COPD, chronische Bronchitis, Asthma |
| Autobiografie | Circus Maximus (2023) |
| Aktuell | Wieder aktiv mit den Böhsen Onkelz (Tour 2025) |
Wer ist Kevin Russell – und warum bewegt er heute so viele Menschen?

Kevin Russell ist weit mehr als der umstrittene Frontmann einer Band. Er ist ein Spiegelbild menschlicher Abgründe – und der Beweis, dass Reue nicht nur ein Wort ist. Geboren in Hamburg als Sohn eines britischen Piloten und einer deutschen Mutter, wuchs Russell in einer zerrissenen Familie auf. Alkohol, Einsamkeit und Wut begleiteten seine Jugend.
Als er 13 war, zog die Familie nach Bayern. Dort lernte er Stephan Weidner und Peter Schorowsky kennen – zwei Jugendliche, mit denen er bald eine der einflussreichsten Rockbands Deutschlands gründen sollte. Die Böhsen Onkelz entstanden aus einer Mischung aus jugendlicher Rebellion und Straßenrealität – wütend, laut, kompromisslos.
Doch schon in den frühen Jahren steckte der Konflikt in Russells Leben: Erfolg und Selbstzerstörung, Liebe zur Musik und Hass auf sich selbst.
Wie alles begann – Die wilden Jahre der Böhsen Onkelz
Die frühen 1980er waren eine Zeit des Chaos, der Provokation, des Tabubruchs. Die Onkelz starteten als Teil der Skinhead-Szene, ein Umfeld, das sie später selbst zutiefst bereuten. Ihre frühen Texte, damals von jugendlicher Wut und Feindbildern getrieben, wurden ihnen noch Jahrzehnte später vorgehalten.
Russell war die Stimme dieses Aufruhrs – heiser, ungeschliffen, wütend. Doch im Gegensatz zu den ideologischen Zuschreibungen, die die Band lange verfolgten, ging es ihm nie um Politik, sondern um Authentizität. Schon Mitte der 1980er distanzierten sich die Onkelz klar von jeder extremistischen Strömung.
Mit Alben wie „Kneipenterroristen“ (1988) und „Wir ham’ noch lange nicht genug“ (1991) wurden sie zu Sprachrohren einer Generation, die sich nirgendwo zugehörig fühlte. Während Kritiker sie ablehnten, füllten sie Arenen.
„Wir waren nie Engel“, sagte Russell einmal, „aber wir waren ehrlich.“ Diese Ehrlichkeit war es, die ihn und seine Band über Jahrzehnte hinweg zu einer Kultfigur machte – geliebt, gehasst, aber nie ignoriert.
Der Preis des Erfolgs – Drogen, Exzesse und innere Leere
Mit wachsendem Ruhm kam die Dunkelheit. Kevin Russell war nie ein Star, der sich in Disziplin übte. Alkohol und Drogen begleiteten ihn täglich, Heroin wurde zur Routine. Er erzählte später, er habe „bis zu viereinhalb Liter Jägermeister am Tag“ getrunken – ein Maß, das kaum vorstellbar ist.
Die Böhsen Onkelz wurden in den 1990ern zu Millionensellern, doch während draußen Zehntausende jubelten, war Russells Inneres längst zerbrochen. Er selbst beschrieb es so: „Ich wollte mich spüren, aber ich war längst taub.“
Die Sucht führte zu Entfremdung, Wutausbrüchen und gesundheitlichen Zusammenbrüchen. Freunde sahen, wie er immer weiter abrutschte, während die Band ihm den Rücken freihielt – aus Loyalität, aber auch aus Angst vor dem Verlust der Stimme, die ihr Gesicht war.
Unfälle, Schuld und Haft – Die dunkelsten Jahre seines Lebens
Die Tragödie erreichte ihren Höhepunkt in der Silvesternacht 2009/2010. Kevin Russell setzte sich unter Drogeneinfluss ans Steuer seines Audi A3, raste mit über 230 km/h über die A66 bei Frankfurt und rammte ein anderes Auto. Zwei junge Menschen wurden schwer verletzt.
Russell floh vom Unfallort – eine Tat, die ihn endgültig zu einem Symbol des moralischen Absturzes machte. Medien berichteten tagelang, alte Vorwürfe kehrten zurück, und selbst eingefleischte Fans wandten sich ab.
2010 wurde er zu zwei Jahren und drei Monaten Haft verurteilt. Er trat die Strafe im August 2011 an und kam erst im Dezember 2011 unter Auflagen frei. Die Zeit im Gefängnis bezeichnet er rückblickend als seinen „Zwangsentzug – und Rettung zugleich“.
„Ich bin dort nicht gesessen – ich bin auferstanden“, sagte er später in seiner Biografie.
Krankheit, Reue und ein neues Leben
Nach der Haft musste sich Russell einem weiteren Feind stellen: seinem eigenen Körper. Jahrzehntelanger Drogen- und Alkoholkonsum hatten tiefe Spuren hinterlassen. Ärzte diagnostizierten COPD, chronische Bronchitis, Asthma und eine fortschreitende Zerstörung der Lunge.
Er verlor seinen Geruchs- und Geschmackssinn, musste operiert werden, lebte zeitweise mit Sauerstoffgerät. Doch statt sich zurückzuziehen, entschied er sich, seine Geschichte öffentlich zu machen – schonungslos ehrlich.
„Ich weiß, dass ich an meiner Krankheit sterben werde“, sagte er 2023 in einem Interview, „aber ich lebe, solange ich Musik machen kann.“
Diese Ehrlichkeit machte ihn wieder greifbar – nicht als Rockstar, sondern als Mensch, der gefallen ist und sich langsam wieder aufrichtet.
Veritas Maximus – Die Stimme, die nicht schweigen konnte
2012, noch bevor die Onkelz zurückkehrten, gründete Kevin Russell Veritas Maximus – ein Soloprojekt, das seinen neuen Lebensabschnitt markierte. Das Album Glaube und Wille erschien 2014 und erreichte Platz 5 der deutschen Charts.
Die Texte waren düsterer, ehrlicher, persönlicher. Es war kein Aufschrei mehr, sondern ein Bekenntnis. „Ich wollte zeigen, dass ich nicht tot bin – und dass ich Verantwortung übernehmen kann“, schrieb Russell später.
Doch als sich 2014 die Böhsen Onkelz wiedervereinten, legte er das Projekt nieder. „Die Onkelz sind mein Herz“, sagte er – und das Publikum nahm ihn zurück, mit offenen Armen, aber wachsamen Augen.
Comeback mit den Onkelz – Reue trifft auf Rock’n’Roll
Als die Böhsen Onkelz 2014 am Hockenheimring ihr Comeback gaben, war die Symbolik unübersehbar: 200.000 Fans, Tränen, Pyrotechnik – und ein Mann, der aus der Asche seiner Vergangenheit stieg.
Russell stand auf der Bühne, sichtlich gezeichnet, aber präsent. Er sprach nicht viel, er sang. Und seine Stimme, brüchig und rau, klang echter als je zuvor.
Das Album „Memento“ (2016) wurde zum Statement: ein musikalisches Wiedersehen, aber auch eine Versöhnung mit der eigenen Geschichte. Songs wie „Markt und Moral“ oder „Der Junge mit dem Schwefelholz“ erzählten von Schuld, Menschlichkeit und dem Willen, weiterzumachen.
Bis heute tourt die Band regelmäßig. Die Konzerte 2025 sind restlos ausverkauft – ein Beweis dafür, dass das Publikum die Reise des Frontmanns miterleben will, nicht nur seine Songs.
Privatleben: Liebe, Verlust und die Suche nach Frieden
Abseits der Bühne blieb Kevin Russell lange ein Rätsel. Bekannt ist, dass er 2015 seine Partnerin Simone heiratete, mit der er viele Jahre zusammenlebte. Die Ehe hielt fast ein Jahrzehnt, bis sie sich 2023 trennten – eine Phase, die er in Interviews als „schmerzhaft, aber befreiend“ bezeichnete.
Er hat einen Sohn, geboren im Jahr 2000, über den er selten spricht, um dessen Privatleben zu schützen.
Russell lebt heute zurückgezogen, umgeben von wenigen engen Freunden und seiner Kunst. Er tätowiert noch immer – eine Leidenschaft, die ihn nie verlassen hat. Sein bekanntestes Werk bleibt das Albumcover von „The Madman’s Return“ (Snap!, 1992), das er selbst entwarf.
„Circus Maximus“ – Wenn ein Leben zur Beichte wird
Im Oktober 2023 veröffentlichte Kevin Russell seine Autobiografie „Circus Maximus“ – ein Buch, das nichts beschönigt. Darin beschreibt er in drastischen Bildern seinen Absturz, die Nahtoderfahrung, die Haft und den mühsamen Weg zurück.
Leser und Kritiker reagierten mit Staunen: Das Buch wurde als „brutal ehrlich, schockierend, bewegend“ beschrieben. Metal Hammer nannte es „eine Reise durch Himmel und Hölle in einem einzigen Leben“.
Russell selbst sagte in einem Interview: „Ich habe keine Angst mehr, alles zu erzählen. Ich bin das, was ich bin – und ich bereue nichts, außer dem, was ich anderen angetan habe.“
Der Mensch hinter der Legende

Was Kevin Russell heute ausmacht, ist weniger die Musik, sondern die Haltung. Er ist kein Held – und genau das macht ihn glaubwürdig. Seine Geschichte ist eine der seltenen, die nicht in Hollywood, sondern im echten Leben passiert: Ein Mann verliert alles, was ihm heilig war, und steht irgendwann auf, nicht, um gefeiert zu werden, sondern um sich selbst zu verzeihen.
2024 besuchte er auf eigene Initiative einen sterbenskranken Fan in einem Hospiz – eine Szene, die durch die Medien ging. Er sprach mit ihm über Leben und Tod, sang für ihn, nur Stunden bevor der Fan starb. Es war kein PR-Gag, sondern eine stille Geste eines Mannes, der weiß, wie kostbar jede Stunde sein kann.
Vermögen und aktueller Stand 2025
Über das aktuelle Nettovermögen von Kevin Russell gibt es keine verifizierten Zahlen. Laut inoffiziellen Schätzungen soll er mehrere Millionen Euro besitzen, vor allem durch Tantiemen, Tourneen und Buchverkäufe.
Er lebt jedoch schlicht. In Interviews betont er immer wieder, dass Geld für ihn längst keine Rolle mehr spielt. „Ich bin froh, wenn ich atmen kann, wenn ich singen darf, wenn ich leben darf“, sagte er 2024 in einem Podcast.
Herausforderungen und Zukunft
Die COPD-Erkrankung bleibt ein ernstes Thema. Ärzte haben ihm geraten, seine körperliche Belastung zu reduzieren, weshalb er bei Live-Shows inzwischen oft sitzt. Doch seine Energie, sein Humor und seine Dankbarkeit haben sich nie verringert.
Für 2025 ist ein weiteres Onkelz-Album in Planung, und Russell arbeitet an neuen Texten – düster, ehrlich, aber hoffnungsvoll. Er sagt: „Ich weiß nicht, wie lange ich noch habe, aber ich will keine Sekunde mehr verschwenden.“
Fazit – Ein Leben zwischen Schuld, Musik und Erlösung
Kevin Russell hat mehr erlebt, als ein Mensch verkraften sollte – und doch lebt er weiter. Seine Geschichte ist keine Rockmärchen-Idylle, sondern ein rauer, schmerzhafter und zutiefst menschlicher Weg.
Vom jugendlichen Rebell zum geläuterten Sänger, vom Süchtigen zum Überlebenden – Russell hat gelernt, was es heißt, sich selbst zu vergeben. Heute ist er ein Symbol für Authentizität, Reue und den unbeirrbaren Willen, trotz allem weiterzusingen.
Vielleicht ist genau das der Grund, warum seine Stimme – brüchig und echt – heute stärker wirkt als je zuvor.
FAQ – Häufige Fragen zu Kevin Russell
1. Wie alt ist Kevin Russell?
Kevin Russell wurde am 12. Januar 1964 geboren und ist 61 Jahre alt.
2. Hat Kevin Russell Kinder?
Ja, laut öffentlichen Quellen hat er einen Sohn, geboren im Jahr 2000.
3. Ist Kevin Russell noch mit den Böhsen Onkelz aktiv?
Ja. Seit dem Comeback 2014 steht er wieder als Frontmann auf der Bühne, auch 2025 tourt die Band erfolgreich.
4. Wie geht es Kevin Russell gesundheitlich?
Er leidet an COPD, Asthma und chronischer Bronchitis, doch trotz Einschränkungen bleibt er musikalisch aktiv.
5. Hat Kevin Russell seine Autobiografie selbst geschrieben?
Ja, das Buch Circus Maximus (2023) stammt direkt von ihm und wurde von Kritikern als äußerst ehrlich und intensiv bewertet.